Auf dieser Seite finden Sie Beschreibungen von bestimmten Krankheitsbildern, die zu einer Behinderung führen können und den jeweiligen Symptomen.


Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
ALS ist ist eine unheilbare, schwere Erkrankung des Nervensystems. Es werden dabei zunehmend vor allem motorische Nervenzellen geschädigt – also Nervenzellen, die für die Kontrolle und Steuerung von Muskeln und Bewegungen zuständig sind. Wie schnell die Krankheit voranschreitet ist bei den einzelnen Betroffenen sehr unterschiedlich, die Lebenserwartung ist auf jeden Fall verkürzt.

Symptome

Die Erkrankung der motorischen Nervenzellen führt zu

  • unwillkürlichen Muskelzuckungen
  • eingeschränkter Koordination
  • Muskelschwund
  • Muskelschwäche an Armen und Beinen und auch in der Atemmuskulatur und zu
  • geschwächter Sprach-, Kau- und Schluckmuskulatur (wenn die im Hirnstamm liegenden motorischen Nervenzellen betroffen sind)

Eine Kombination verschiedener Symptome in verschiedener Intensität ist auch möglich.
Die Empfindungen für Berührung, Schmerz und Temperatur, das Sehen, Hören, Riechen und Schmecken, die Funktionen von Blase und Darm bleiben in den meisten Fällen normal.

Chronische Bronchitis
Bei einer chronische Bronchitis ist die schützende Schleimhaut der Bronchien dauerhaft – mehr als drei Monate (in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Jahren) und mit Symptomen – entzündet. Keime oder Schadstoffe können die feinen Härchen der Bronchialschleimhaut jedes Menschen angreifen, doch das Bronchialsekret des Betroffenen staut sich in großen Mengen, statt Richtung Rachen befördert zu werden. Der Betroffene muss den angestauten Schleim oft mühevoll abhusten. Es besteht aber noch keine Atemnot. Im Verlauf der Krankheit kommt es zu einer Luftnot (die oft als Anfall auftritt) zunächst bei großer Anstrengung und später zunehmend auch bei leichteren Belastungen.

Im weiteren Krankheitsverlauf entwickelt sich bei rund jedem fünften Betroffenen aus einer chronischen Bronchitis die chronisch-obstruktive Bronchitis. “Chronisch-obstruktiv" bedeutet, dass sich die Atemwege dauerhaft verengen und somit die Sauerstoffversorgung erschwert ist.

Symptome
  • Die Atmung ist für den Betroffenen sehr anstrengend
  • Husten und schleimiger und ggf. blutiger Auswurf, Aufstauung des Sekrets
  • zunächst Atemnot nur bei Belastung, im späteren Verlauf auch im Ruhezustand
  • Blaufärbung der Lippen (Lippenzyanose)
  • Atemgeräusche und feuchte Rasselgeräusche
  • Engegefühl im Brustkorb
  • Gewichtsabnahme durch den zusätzlichen Energiebedarf der erhöhten Atemarbeit
  • Wassereinlagerungen (Ödeme) in den Beinen durch die Überbelastung und dadurch Schwäche des rechten Herzens (Rechtsherzinsuffizienz)
  • gehäuft im Frühjahr und im Herbst auftretende Atemwegsinfekte; dann auch Fieber
  • Sauerstoffmangel im Blut und die Steigerung des Blutdrucks im Lungenkreislauf
Das Symptombild intensiviert sich oftmals schleichend über mehrere Jahre. Im Sommer kann es bedingt durch höhere Ozonwerte zu einer Verschlimmerung des Symptombilds kommen. Auch im Winter sowie bei Nebel ist mit einem Krankheitsschub zu rechnen.

Multisystematrophie MSA-C
Die Multisystematrophie, kurz MSA, ist eine Erkrankung, bei der Nervenzellen absterben. MSA lässt Muskeln steif werden und verursacht  Bewegungsprobleme, Koordinationsverlust und Funktionsstörungen bei den internen Prozessen des Körpers (z. B. Blutdruck- oder Blasenkontrollprobleme). Man unterscheidet symptomatisch zwischen dem hier näher beschriebenen zerebellären (das Kleinhirn betreffenden) Typ (MSA-C) und dem Parkinson-Typ (MSA-P).

Aktuell gibt es noch keine Möglichkeit zur Therapie. Die Behandlung der Erkrankung erfolgt deshalb vor allem symptomatisch.Wie schnell die Krankheit voranschreitet ist bei den einzelnen Betroffenen sehr unterschiedlich, die mittlere Überlebensdauer nach Beginn der Symptomatik beträgt etwa 10 Jahre. Meist zeigen die Betroffenen innerhalb von einem bis vier Jahren eine rasche Verschlechterung der Symptome. Sie können insbesondere an Komplikationen im Bereich der Lungenfunktion oder der Herzfunktion versterben.

Symptome
  • Sprechstörungen
  • Störung der Bewegungskoordination und der Augenmuskulatur
  • Störungen der Abläufe im Körper, die nicht willentlich gesteuert werden können (autonomes Nervensystem), z.B. Herzfrequenz, Körpertemperatur, Verdauung, Stoffwechsel, Schwitzen, Tränen- und Speichelfluss
  • Schwierigkeiten beim Atmen und Schlucken
  • REM-Schlaf-Verhaltensstörung (z. B. Sprechen oder Bewegungen der
  • Skelettmuskulatur), Atemaussetzer, Atemgeräusch beim Ausatmen

Multiple Sklerose (MS)
Multiple Sklerose ist eine nicht heilbare, chronische Entzündung des zentralen  Nervensystems und betrifft sowohl das Gehirn als auch das Rückenmark. Da sich bei MS von Patient zu Patient ein unterschiedlicher Krankheitsverlauf zeigt, lässt sich nur schwer eine allgemeingültige Aussage über die Erkrankung treffen. Aus diesem Grund wird sie auch als „Krankheit mit den 1000 Gesichtern“ bezeichnet.

Bei der Krankheit richtet sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper. Dabei kommt es im zentralen Nervensystem zu Entzündungen, die dazu führen, dass das Myelin der Nervenfasern geschädigt oder sogar zerstört wird. Myelin kann man sich wie eine Art „Isolierschicht“ vorstellen, die die Nervenfasern umhüllt. Diese Schicht sorgt bei einem gesunden Menschen dafür, dass Nervenimpulse mittels der Nervenfasern etwa zehnmal schneller über das Rückenmark in den den restlichen Körper geleitet und
empfangen werden, als es ohne Myelin der Fall wäre.

Durch die Erkrankung können unterschiedlich viele Stellen des Nervensystems betroffen sein, sodass in der Folge verschiedene Symptome der MS auftreten können.

Verlaufsformen von Multiple Sklerose:

  • Schubförmig remittierende MS – die häufigste Form der MS verläuft in Schüben. Das bedeutet für MS-Betroffene, dass die Symptome nicht dauerhaft bestehen, sondern phasenweise, beziehungsweise in Schüben auftreten. Bei einem Schub können neue Beschwerden hinzukommen oder bereits bestehende Beschwerden verstärkt werden. Diese bilden sich häufig zurück, können aber im weiteren Verlauf der Krankheit auch bestehen bleiben. In der schubfreien Zeit kommt es zu keiner Verschlechterung des Gesundheitszustandes
  • Sekundär chronisch progrediente MS – bei dieser Form geht die schubförmig remittierende MS in einen chronischen Verlauf über. Dabei reduziert sich zwar die Anzahl der Krankheitsschübe, dafür kommt es aber zu einer fortlaufenden Zunahme der Symptome. Auch bei dieser Form von MS kann es Phasen des Stillstandes geben.
  • Primär chronisch progrediente MS – bei dieser Form verschlechtert sich die Erkrankung von Beginn an kontinuierlich, häufig ohne abgrenzbare Schübe. Zwischenzeitlich kann es zum Stillstand der MS-Erkrankung kommen.


Mögliche Symptome

  • Sehstörungen, z. B. unscharfes Sehen, Störung des Farbensehens, schmerzvolle Blickbewegungen, zeitweise Blindheit, Doppelbilder, Augenzittern
  • Sensibilitätsstörungen, z. B. Kribbeln in den Gliedmaßen, Taubheitsgefühl
  • Verlust der Muskelkraft, Muskelschwäche. Dadurch kann es auch zu Lähmungserscheinungen kommen, die Muskelsteifheit (Spastik) hervorrufen. Die entstandene Spastik kann wiederum zu Schmerzen führen.
  • Bewegungsstörungen, z. B. unsichere Bewegungen (Ataxie), Zittern (Tremor)
  • Starke Müdigkeit (Fatigue), Vergesslichkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Aufmerksamkeitsdefizite
  • Schmerzen
  • Schwindel, Sprach- und Schluckstörungen
  • Depressionen
  • Störungen im Bereich des autonomen Nervensystems, z.B. ständiger Harndrang, „Starthemmungen“, Harnverhalt, Störung der Darmentleerung/ Verstopfung, aber auch sexuelle Funktionsstörung und Wärmeintoleranz

Muskelschwund

Muskelschwund beschreibt den Rückgang und Abbau aller Muskeln, die das Skelettsystem aufrechterhalten und Bewegungen und Prozesse ermöglichen. Im wesentlichen unterscheidet man zwischen sogenannten Muskeldystrophien und -athrophien, je nachdem ob die Muskeln oder die Nerven betroffen sind. Beiden gemeinsam ist der stetige Abbau von Skelett-, Atem- und Herzmuskulatur und die Tatsache, dass es keine ursächliche Therapie gibt.

Muskeldystrophie
Der Mangel an einem wichtigen Baustein der Muskelzelle (wie z. B. Eiweißverbindung in der Zellmembran) macht sie anfällig für Verletzungen, die nicht reparierbar sind und lässt sie abbauen. Wichtige Stoffe treten aus und schädigende Stoffe treten ein. Das resultiert in einem Mangel an Muskeln und Kraftverlust.

Muskelatrophie
Die zur Ansteuerung der Muskeln erforderlichen Nervenzellen (die Motoneuronen) sterben ab und führen zur Degeneration von Muskelgewebe. Das resultiert ebenfalls in Mangel an Muskeln und Kraftverlust.

Der Rückgang der Muskelzellen kann durch über 800 Erkrankungen verursacht werden. Symptome des Muskelschwunds zeigen sich auch bei nicht betroffenen Erwachsenen nach einer längeren Ruhigstellung der Gliedmaßen (z. B. nach einem Beinbruch) und ist zudem ein natürlicher Prozess im Alter.
Die Betroffenen bauen chronisch Muskeln aufgrund fehlender Muskelbausteine oder neuronaler Ursachen ab. Da es verschiedenste Arten gibt, können die Ursachen des Muskelschwunds vielfältig sein, wie z. B. geerbte Genmutationen, Autoimmunerkrankungen, Infektionskrankheiten wie HIV, Unfälle mit Rückenmarksverletzungen und neurologische Veränderungen.

Symptome
  • Allgemeine Müdigkeit / Erschöpfung / Schwäche
  • Gangunsicherheit, Stolpern
  • abnehmende Griffkraft
  • Muskelkaterähnliche Schmerzen auch bei kleiner Belastung
  • ggf. Funktionsstörung der Organe (z. B. Herz-Kreislauf-Probleme, Atemschwierigkeiten)
  • je nach Ursache und Verlauf weiterer Abbau der Muskulatur in Schüben
  • gegebenenfalls Herzschwäche und Schlafapnoe
  • eingeschränkte Wärmeregulation bei fehlender Muskelaktivität (häufiges Frieren)
  • Komplikationen aufgrund der Immobilität z. B. Druckstellen (Dekubitus) und Gelenkversteifung (Kontraktur)

Zerebralparese

Zerebralparese bzw. infantile Zerebralparese ist eine lebenslange Erkrankung, die die Bewegung oder Koordination beeinträchtigt. Eine Zerebralparese kommt durch eine Schädigung des Gehirns im Mutterleib oder bis zum Alter von 2 Jahren zustande (wie Alkoholkonsum der Mutter, Kopfverletzung des Kindes und unzureichende Versorgung mit Sauerstoff bei der Geburt). Die betroffenen Kinder zeigen zumeist eine Parese (Lähmung) der Extremitäten, also der Arme und/oder Beine, daher auch der Begriff infantile Zerebralparese.

Eine Zerebralparese ist nicht heilbar. Physiotherapie, Ergotherapie, Sprachtherapie, Assistenz sowie manchmal Medikamente und / oder eine Operation können den Menschen jedoch helfen, ihren Alltag zu bestreiten. Die durch die Zerebralparese verursachte Hirnverletzung bleibt unverändert und die Symptome verschlimmern sich mit der Entwicklung tendenziell nicht. Die meisten Kinder mit Zerebralparese erreichen das Erwachsenenalter.

Man unterscheidet zwischen folgenden Formen:
  • Spastische ZP – hier stehen Muskelsteifheit (Spastik) und erhöhter Muskeltonus im Vordergrund. Die Steifheit kann unterschiedliche Körperteile betreffen.
  • Athetotische ZP – mit der Athetose sind langsame, unwillkürliche und wurmartige Bewegungen gemeint. Da diese Überbewegungen hauptsächlich im Gesicht und in der Halsmuskulatur auftreten, vermittelt sie häufig unberechtigterweise den Eindruck einer geistigen Behinderung. Starke Gefühlsempfindungen können die Bewegungsmuster verschlimmern, während sie im Schlaf verschwinden.
  • Ataktische ZP – Ataxie ist die Schwierigkeit, Körperbewegungen zu kontrollieren und zu koordinieren. Sind die Arme betroffen, zeigen sich fahrige, abgehackte Bewegungen und Zielunsicherheit. Sind die Beine betroffen, kommt es zu Gleichgewichtsstörungen, Gang- und Standunsicherheit. Oft sind sie mit einer niedrigen Grundspannung der Muskulatur kombiniert.
  • Mischform der ZP - bei einer Mischform liegen mehrere der oben genannten Formen gemeinsam vor. Menschen mit einer gemischten Zerebralparese zeichnen sich häufig durch geistige Behinderung aus.
Symptome
  • Störung der Sinneswahrnehmung
  • gestörte Sprache, Sprechen und Sprachverständnis
  • unkontrollierter Speichelfluss, Schluckbeschwerden
  • Reduzierte Knochendichte
  • Störungen der Blasen- und Darmfunktion, des Kreislaufs, der Wärme- und Kälteanpassung
  • Willkürliche Bewegungen
  • Asymmetrische Entwicklung

Querschnittslähmung

Eine Querschnittslähmung beschreibt eine Rückenmarksschädigung im Hals-, Brust- oder Lendenwirbelbereich. Tritt eine Schädigung des Rückenmarks auf, können Beeinträchtigungen beim Spüren und Bewegen sowie Funktionsstörungen der inneren Organe auftreten.

Verletzungen sind der häufigste Grund für eine Rückenmarksschädigung. Sie werden in bis zu 70 % der Fälle durch Verkehrsunfälle und Stürze, als auch durch Sportunfälle verursacht. Schlaganfälle und Tumore können ebenfalls zu einer Lähmung führen.

Je nachdem ob das Rückenmark ganz oder teilweise geschädigt ist, unterscheidet man eine komplette oder inkomplette Lähmung (Plegie/Parese). Wenn Arme und Beine betroffen sind, spricht man von einer Tetraplegie/Tetraparese. Sind nur die Beine betroffen, wird der Ausdruck Paraplegie/Paraparese verwendet.
 
Unterschiedlich ausgeprägte Symptome:

  • gelähmte Arme und/oder Beine
  • verstärkte Muskelreflexe
  • geringes bis gar kein Temperatur- und Schmerzempfinden, eventuell Phantomschmerzen
  • Beeinträchtigung der Magen- und Darmtätigkeit, der Temperaturregulation und der Regulation des Blutdrucks und der Herzfrequenz
  • Inkontinenz durch Blasenlähmung  
  • Osteoporose